Besuchen Sie uns beim PICTAday in der Alten Kongresshalle an der Theresienwiese

Logo_PICTAday_cmyk_RZ

 

Der PICTAday, die Bildagenturmesse des BVPA, lädt dieses Jahr wieder zum großen Branchentreff nach München.

Cinzia Gianni, Ingrid Kuffer und Sven Riepe sind für Sie vor Ort, um mit Ihnen über Bildpreise und Lizenzmodelle zu sprechen, um mit Ihnen über die Trends der Bildbranche zu plaudern und Ihnen das Neueste zu unserem Bildbestand zu präsentieren.

Wir erwarten Sie zu einem spannenden Networking-Tag in entspannter Atmosphäre in der alten Kongresshalle unweit der Theresienwiese.

Der Eintritt ist für Sie natürlich kostenlos, für Ihr leibliches Wohl wird gesorgt.

Vereinbaren Sie einen Termin mit uns unter service@sz-photo.de oder kommen Sie spontan zu uns an Tisch Nr. 34.

Wir freuen uns auf Sie!

 
Wann: 19. April 2018 | 10:00 – 18:00 Uhr
Wo: Alte Kongresshalle, Theresienhöhe 15, 80339 München

Mehr Informationen und Anmeldung zum PICTAday unter www.bvpa.org.
 

Bayern jenseits der Klischees: Unser neuer Fotograf Sebastian Beck

Generalprobe für die Landshuter Hochzeit auf dem Turnierhof wenige Tage vor Beginn der Aufführung. Das alle vier Jahre stattfindende historische Fest geht zurück auf die 1475 in Landshut erfolgte Eheschließung zwischen dem bayerischen Herzog Georg dem Reichen und Hedwig Jagiellonica. Ungewöhnliche Perspektive bei der Landshuter Hochzeit 2017 © Sebastian Beck  

Eigentlich schreibt unser Neuzugang ja hauptamtlich. Für die Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung berichtet Sebastian Beck über Land und Leute, am liebsten in den “urwüchsigsten Winkeln” des bayerischen Ostens. Neben – ganz klassisch – Füllfederhalter und Notizbuch begleiten den Redakteur aber immer auch eine Leica, eine Nikon und inzwischen sogar ein mobiles Fotostudio auf seinen Streifzügen durch den Freistaat. Mit einem sensiblen, bisweilen lakonischen Blick dokumentiert Sebastian Beck “sein” Bayern für die SZ auch in beeindruckenden Fotoreportagen.

Doch am besten lassen wir den Redakteur und Fotografen selbst über seine Bilder, die Sie ab sofort bei SZ Photo finden, erzählen:

“Meine erste Kamera war die Voigtländer Vitessa meines Vaters, die ich im Sandkasten ruiniert habe. Insofern bin ich schon sehr früh zur Fotografie gekommen. Einige Jahre habe ich damit auch mein Geld verdient, das war in den Achtzigern und frühen Neunzigern, als ich für Lokalzeitungen über die Dörfer tingelte. Die Redakteure interessierten sich vor allem für Fotos des Publikums – was auf der Bühne passierte, war nicht so wichtig. Wenigstens lernte ich auf diese Weise aber, wie man auch große Säle mit dem Metz-Stabblitz ausleuchtet. Die Zauberformel für die Bildberichterstattung lautete: 1x Masse, 1x Ehrung.

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten arbeite ich als Redakteur zumeist in der Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Die Begeisterung fürs Fotografieren und die Neugier auf Bayern sind all die Jahre aber geblieben. Mich interessieren das Land und seine Menschen abseits der Klischees. Ich mag das Alltägliche, die einfachen Leute, ich mag das, was verschwindet, und ja, auch all das, was auf den ersten Blick hässlich erscheint. Vorzugsweise widme ich mich Langzeitprojekten. Für eine Serie über die Gnadenkapelle von Altötting investierte ich beispielsweise gut neun Monate, in denen ich immer wieder die Kirche besuchte. Ein paar weitere Projekte sind schon in der Planung, und so viel kann ich schon verraten: Auch sie werden mich wieder tief hinein nach Bayern führen und hoffentlich Bilder bringen, die überraschend sind. (In einem Video aus der SZ-Werkstatt erzählt Sebastian Beck über seine Arbeit an der Altötting-Fotoreportage.)

Ein Mesner hilft Pfarrer Josef Starnecker vor dem Rosenkranz ins Messgewand. Das Motiv ist Sieger in der Kategorie Bayern Land und Leute im Wettbewerb Pressefoto Bayern 2016, das am 06.12.2016 vom Bayerischen Journalisten-Verband verliehen wurde.Für sein Bild ‘Herzkammerl’ aus der Altöttinger Gnadenkapelle wurde Sebastian Beck beim   Wettbewerb ‘Pressefoto Bayern’ in der Kategorie ‘Land & Leute’ ausgezeichnet. © Sebastian Beck   

Als Kamera benutze ich für Reportagen hauptsächlich die Leica Q; sie ist klein, leise und extrem scharf. Bei Portraits setze ich auf Nikon und Objektive aus der Sigma Art Serie, neuerdings ziehe ich dafür mit einem mobilen Studio durch die Gegend, das man zur Not auch mitten im Bayerischen Wald aufbauen kann. Demnächst werde ich damit beim Schnupfer-Xare in Lohberghütte vorbeischauen. Der Mann sieht so aus, wie er heißt. Er ist ein Unikum – und hoffentlich bald mit Text und Bild in der SZ.”

Wir freuen uns schon auf den Schnupfer-Xare und weitere Bilder von Sebastian Beck!

Alle Reportagen und Bilder von Sebastian Beck finden Sie in unserer Datenbank. Hier ein Vorgeschmack:

In der Zisterzienserabtei im oberpfälzischen Waldsassen leben heute noch knapp ein Dutzend Nonnen.Nonne im Kloster Waldsassen, 2015 © Sebastian Beck  

Im Gasthaus Bimesmeier in Kößlarn im Rottal, Niederbayern, haben sich einige Gäste zu einer Partie Schafkopf zusammengefunden.Kartenspieler in Kößlarn, 2017 © Sebastian Beck  

Ein Mitglied des FC-Bayern-Fanclubs "Red Bulls Taubenbach" überquert, von der Jahreshauptversammlung des Clubs kommend, das Gasthaus "Pechaigner" in Noppling im Rottal, Niederbayern.Nach der Jahreshauptversammlung des FC Bayern-Fanclubs ‘Red Bulls Taubenbach’ im Gasthaus    Pechaigner in Noppling, 2017 © Sebastian Beck  

Erich Bittner, genannt Helmi, steht bei jedem Heimspiel des TSV 1860 München in der Westkurve des Grünwalder Stadions und trommelt.Löwen-Kultfan Erich ‘Helmi’ Bittner, 2017 © Sebastian Beck  

Fahrzeugweihe bei der Freiwilligen Feuerwehr Eggstetten im Rottal, Niederbayern.Fahrzeugweihe bei der Freiwilligen Feuerwehr Eggstetten im Rottal, 2017 © Sebastian Beck  

Nur einige Windkraftanlagen stehen auf den weiten Feldern in der Nähe der oberfränkischen Ortschaft Mödlareuth nahe der thüringischen Grenze.Windkraftanlagen bei Mödlareuth, 2015 © Sebastian Beck  

Update, 3. September 2019
Mittlerweile hat Sebastian Beck einen Bildband mit seinen schönsten Bildern herausgebracht. Zeitlang heißt das Buch (erhältlich im SZ Shop), zu dem es im Sommer 2019 auch eine erfolgreiche Ausstellung in Burghausen gab.

Illustrative Bilder für Weihnachten und Winter bei SZ Photo Creative

Weihnachtliches, Winterliches und Weißes bei SZ Photo Creative    © Sebastian Beck, Robert Haas, Manfred Bail/imageBroker,  
Helmut Meyer zur Capellen/imageBroker   

Jedes Jahr die gleiche Frage: Beschert uns der Winter weiße Weihnachten oder wieder nicht? Mit den Bildern aus unserer Kollektion SZ Photo Creative sind Sie für beide Fälle allerbestens vorbereitet.

Stöbern Sie in unseren schönsten Weihnachts- und Wintermotiven – mit und ohne Schnee!

Unser Tipp: Nutzen Sie unsere Farbfilter, um die Ergebnisse zu Ihrem Suchbegriff visuell einzugrenzen!

 

SZ Photo Creative: Unsere Auswahl für Ihre kreativen Projekte!

Sonnenschirme auf Balkonen eines Altbaus an der Agnes-Bernauer-Strasse 154 in Laim.   Illustratives für sonnige Tage finden Sie bei SZ Photo Creative © Alessandra Schellnegger  

München und Bayern haben traditionell einen besonderen Platz im Portfolio von Süddeutsche Zeitung Photo. Für Sie haben wir nun unsere schönsten Bilder aus unserem regionalen Schwerpunktbereich ausgewählt und zum Fundament einer neuen Kollektion gemacht: SZ Photo Creative.

Ästhetisch und doch authentisch, zeitlos und doch zeitgemäß: In unserer Kollektion SZ Photo Creative finden Sie eine Vielfalt an Motiven für eine Vielfalt an kreativen Verwendungsmöglichkeiten. Ob Werbung oder Corporate Publishing, ob Reisemagazin oder Postkarte – mit den illustrativen Bildern aus unserer neuen Kollektion verleihen Sie Ihrem Projekt das gewisse Etwas.

Die Bilder dazu liefern die Fotografen der Süddeutschen Zeitung mit ihren überraschenden Perspektiven auf die Landeshauptstadt und ihr Umland sowie ausgesuchte Fotografen und Partneragenturen mit regionalem Fokus.

Unsere Auswahl für Ihre kreativen Projekte – lassen Sie sich inspirieren von SZ Photo Creative!

Damit Sie Ihr perfektes Bild in unserer neuen Kollektion noch schneller finden, bietet Ihnen unser Webshop ab sofort auch eine Farbsuche.

Einen kleinen Eindruck von unserer großen Bandbreite an Bildthemen bekommen Sie hier:

Creative Collection - Landschaften, Stadtbilder und Architektur - Außenaufnahmen aus München und Bayern

Stadt & Architektur und Natur & Landschaft: Spannende Gebäudeansichten und tolle Landschaftsaufnahmen – hier finden Sie Ihr Bild von Bayern!

Creative Collection - Gebäude und Innenarchitektur - Innenansichten aus München und Bayern

Hinter den Kulissen: Bei Neueröffungen in München sind die SZ Fotografen immer als erstes vor Ort und liefern ungewöhnliche und detailreiche Innenansichten aus der Landeshauptstadt.

Creative Collection - Frühling in München und Bayern

Der Frühling ist da! Und die passenden Bilder zur Jahreszeit erwarten Sie bei SZ Photo Creative.

Creative Collection - Essen und Trinken - Gastronomie in München und BayernGastronomie, Essen & Trinken: Bayerische Schmankerl im Biergarten oder lieber trendige Küche aus Münchens Gastroszene?

Creative Collection - Arbeit, Berufe und Handwerk in München und Bayern

Ob traditionelles Handwerk oder moderne Technologie – hier finden Sie vielfältige illustrative Fotos zu den Themen Wirtschaft, Arbeit & Berufsleben.

Creative Collection - Menschen, Gesellschaft und Soziales München und BayernMenschen, Gesellschaft & Soziales: Symbolhafte Fotos zum Zusammenleben der Kulturen aber auch zu gesellschaftlichen Problemen fehlen in der Kollektion SZ Photo Creative ebenfalls nicht.

SZ Photo Creative wird stetig über unseren gesamten Bestand erweitert. Es lohnt sich immer wieder vorbeizuschauen!

Fotos: Andy Fox (2), Robert Haas (2), Catherina Hess, Veronica Laber, Florian Peljak (4), Stephan Rumpf, Alessandra Schellnegger (6), Johannes Simon (4)

Neu im Webshop: Farbsuche

Farbsuche bei SZ Photo


SZ Photo steht für viele vor allem für historische Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Dass wir auch Farbe können, zeigen wir in unserer Kollektion SZ Photo Creative besonders. Damit Sie Ihr perfektes Bild in unserer neuen Kollektion noch schneller finden, bietet Ihnen unser Webshop ab sofort auch eine Farbsuche.

Mit zwölf Farbfiltern können Sie Ihre Suchergebnisse zu jedem Begriff visuell eingrenzen. So sehen Sie auf einen Blick die Motive, die am besten zu Ihrem Farbkonzept oder zu Ihren Corporate Design-Vorgaben passen.

Bei der Umsetzung dieses neuen Such-Features wurden wir von Gunnar Lieb von Akitogo unterstützt.

 

SZ Photo Ikonen: Das Foto der Kommune 1 (1967) von Thomas Hesterberg

Der Rückenakt der Mitglieder der Kommune 1 von Thomas Hesterberg ist das berühmteste Exklusivbild von SZ Photo – und eine der großen Fotoikonen der 68er-Bewegung und der deutschen Zeitgeschichte.

Mitglieder der Kommune 1, 1967

Ein Schlüsselbild der Zeitgeschichte: Die Kommune 1, 1967 © Thomas Hesterberg  

In einer Sechseinhalb-Zimmer-Wohnung in der Kaiser-Friedrich-Straße 54a am Stuttgarter Platz im Berliner Rotlichtviertel entsteht im Juni 1967 das K1-Foto. Der Fotograf und Künstler Thomas Hesterberg ist von der Kommune 1 um seinen alten Freund aus Münchner Tagen Dieter Kunzelmann und Rainer Langhans für eine Fotoaktion einbestellt worden. Es sind die heißen Wochen nach dem schicksalhaften 2. Juni 1967, an dem der Student Benno Ohnesorg vom Polizisten Karl-Heinz Kurras während der Proteste gegen den Besuch des persischen Schahs mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet wurde. Die deutsche Studentenbewegung hatte seitdem Fahrt aufgenommen, die Töne und Maßnahmen wurden immer radikaler.

Die Mitglieder der Kommune 1 gelten mit ihren provokanten Happenings und Aktionen zum damaligen Zeitpunkt als Popstars der Protestbewegung. Hunderte Sympathisanten protestieren in diesem Sommer vor dem Schöneberger Rathaus für die Freilassung des Kommunarden Fritz Teufel, der seit dem 2. Juni wegen eines Steinwurfs bei einer Demonstration gegen den Schah in Untersuchungshaft sitzt. Die Kommune 1 sieht sich und ihre Generation zunehmender Polizeigewalt ausgesetzt und in ihrer Privatsphäre massiv eingeschränkt. Mit einer Broschüre soll auf die Missstände aufmerksam gemacht werden, der 30-jährige Tom Hesterberg soll das Titelfoto dafür schießen.

Hesterberg selbst hat die Idee für das einer Polizeirazzia nachempfundenen Nacktfoto. Chef-Provokateur und Patriarch Dieter Kunzelmann, Gertrud Hemmer, Volker Gebbert, Dagmar Seehuber (oder Antje Krüger), APO-It-Boy Rainer Langhans, Dorothea Ridder, Hans Magnus’ Bruder Ulrich Enzensberger und der kleine Sohn von Gertrud Hemmer, eines der beiden Kommune-Kinder, reihen sich nackt, mit ausgestreckten Armen und gespreizten Beinen an der ebenso nackten Wand des Frühstückszimmers der berühmtesten deutschen Wohngemeinschaft auf.

Bisher weitgehend unveröffentlichte Bilder von Hesterberg geben nun einen Einblick in den Tag, an dem das legendäre Foto der Kommune 1 entstanden ist.

Mitglieder der Kommune 1 beim Shooting zur Ikone, 1967

Das ‘Making-of’ einer Ikone © Thomas Hesterberg  

Nicht alle Kommunarden sind begeistert von dieser Idee. Schnell muss es also gehen, denn alle sind froh, sich wieder anziehen zu können. Ein paar Versuche benötigt Hesterberg trotzdem, bis das Foto im Kasten ist. Ausgewählt wird schließlich die Aufnahme, bei der der Hemmer-Sohn in die Kamera blickt (s.o.).

Vor allem die Nachher-Bilder vermitteln ein deutlich anderes Bild von der öffentlich als “Sex- und Drogen-WG” wahrgenommen Kommune 1. Schnell werden nach dem Fotoshooting wieder dicke Wollpullover übergestreift und bei Jasmintee Mao und Marcuse zitiert. So war die Revolution im Rotlichtviertel noch nie zu sehen.

Mitglieder der Kommune 1 nach dem berühmten Foto, 1967

Greifbares Unbehagen: Die Kommunarden nach dem Fotoshooting © Thomas Hesterberg  

Die Kommune 1 inszeniert sich nach außen gekonnt als radikaler Gegenentwurf zur bürgerlichen Gesellschaft, die Mitglieder pflegen für die Öffentlichkeit und die Medien ihr Image als Tabubrecher. Tatsächlich kommen Sex- und Drogenexperimente erst später, als mit dem Münchner Model Uschi Obermaier der Hedonismus in die bis dato eher durchorganisierte, verklemmte, regelrecht spießige Kommune einzieht. Hesterbergs provokative Ikone trug maßgeblich zur frühen Entstehung dieses Mythos bei.

“Die Zeitschrift Quick wollte das Foto damals unbedingt drucken, es gab da ein richtiges Wettrennen. Schließlich hat es der Spiegel als erstes gedruckt”, erzählt Lisa Rheingans, die Witwe von Tom Hesterberg. Die Version des Spiegel wurde jedoch retuschiert: Die männlichen Geschlechtsteile sollten den Lesern nicht zugemutet werden.

Seitdem wurde das Foto von Thomas Hesterberg im kollektiven Gedächtnis zu einer der ikonischen Schlüsselbilder der deutschen Zeitgeschichte. Es ist eines der markantesten Bilddokumente der 68er-Bewegung in Deutschland und der weltweiten Jugendrevolte der 60er Jahre, zugleich Symbolbild für die sexuelle Revolution.

Am 17. Juni 2017 widmeten die Süddeutsche Zeitung und Redakteur Christian Mayer dem Fotografen Thomas Hesterberg und seinen Bildern einen großen Artikel.

Mehr Informationen über Thomas Hesterberg erfahren Sie in unserem Blog-Artikel – mit weiteren unveröffentlichten Bildern.

Alle Bilder von Thomas Hesterberg aus der Kommune 1 finden Sie exklusiv bei SZ Photo.

Dossiers und Bildstrecken zur 68er-Bewegung erwarten Sie in unserem Ereignis-Special.

 

Ans Licht geholt: Thomas Hesterberg

Thomas Hesterberg bei SZ PhotoDer Fotograf hinter der Kamera (1968) und Bilder aus seinem Werk © Thomas Hesterberg  

Wer war der Fotograf, der 1967 das legendäre Foto der Kommune 1 machte? 50 Jahre nach dem Enstehen des K1-Fotos beschäftigte sich die Süddeutsche Zeitung am 17. Juni 2017 in einem ganzseitigen Artikel mit dem Fotografen Thomas Hesterberg. Süddeutsche Zeitung Photo vermarktet das Magnum Opus von Hesterberg seit vielen Jahren exklusiv. Anlässlich der Jahrestage rund um die Kommune 1 und die 68er-Bewegung haben wir nun bisher weitgehend unveröffentlichte Bilder des Fotografen erschlossen und “ans Licht geholt”.

Thomas Christian Hesto Hesterberg wurde am 4. Dezember 1936 in Berlin-Charlottenburg geboren. Er stammte aus einer Künstlerfamilie, sein Vater war Kunstmaler, seine Tante Trude Hesterberg seit der Weimarer Republik eine berühmte Schauspielerin und Sängerin. Nach dem Krieg besuchte Thomas Hesterberg das Internat Burg Nordeck in Hessen. Mit 16 wurde er für ein Austauschstipendium in Kalifornien ausgewählt. Anschließend zog es ihn nach München, wo er Kontakt zu berühmt-berüchtigten und schrillen Größen der Schwabinger Künstlerszene pflegte und sich erstmals selbst künstlerisch betätigte. Auf Treffen der Künstlergruppe SPUR und bei der Situationistischen Internationalen lernte er einige Jahre später – Anfang der 60er Jahre – auch den späteren Chef-Provokateur der Kommune 1 und ewigen Revoluzzer Dieter Kunzelmann kennen.

Nach einem Gastspiel in Hamburg studierte Hesterberg zwischenzeitlich in Berlin Amerikanistik, Germanistik und Religionswissenschaften. In Berlin entdeckte Hesterberg das Prinzip Collage als “adäquate Form der ästhetischen Äußerung” für sich und kombinierte Fotos, Texte, Malereien. Aktfotografien ziehen sich durch sein komplettes künstlerisches Schaffen. Mit Rosa von Praunheim betrieb er in Berlin am Savignyplatz sogar kurzzeitig eine Kellergalerie mit dem Namen “Galerie Klo” – “Ein totales Fiasko. Aber lustig”, urteilte Hesterberg in der Rückschau.

“So ging es dann weiter mit Ausbrüchen und Aussetzern, mit Abschweifungen und Ausschweifungen und längeren Tramp-Fahrten, da war man schon mal Tellerwäscher in Stockholm, war Fremdenführer in Istanbul oder Paris, so wie viel früher mal Kupferstichkolorist in Wien und viel später mal Hausmeister in Tanger…”, so skizziert Thomas Hesterberg sein unstetes und aufregendes Leben, eine ewige Suche nach künstlerischer Inspiration.

Ein klassischer Pressefotograf war Thomas Hesterberg in all den Jahren nie. Mitte der 60er hatte er sich eine Rollei zugelegt, er fotografierte Straßenszenen in Berlin sowie Freunde und Künstler in seinem Umfeld, viele davon namhaft. Berliner Künstler wie Friedrich Schröder-Sonnenstern oder Jack Bilbo standen vor seiner Linse, SDS-Wortführer Rudi Dutschke begleitete er beim Familieneinkauf im Feinkostladen. “Ich habe von Anfang an keine Auftragsarbeiten angenommen”, schreibt Hesterberg, aber “Konkret, Stern, Die Zeit, Spiegel oder irgendwelche kurzlebigen Untergrundpublikationen und Anarchoblätter ebenso wie künstlerisch orientierte Buchverlage veröffentlichten mich ab und zu.”

Rudi Dutschke beim Einkaufen, 1968Ganz bürgerlich: Dutschke beim Einkaufen und vor seinem Haus, 1968 © Thomas Hesterberg  

Durch Kunzelmann hatte Hesterberg besten Kontakt zur Kommune 1 und so kam es, dass er im Juni 1967 in der Kaiser-Friedrich-Straße 54a seine Idee des kollektiven Rückenakts mit den K1-Mitgliedern umsetzte und damit eine spektakuläre Fotoikone der deutschen Zeitgeschichte schaffen sollte. Die ganze Geschichte zum K1-Foto von Thomas Hesterberg finden Sie ebenfalls in unserem Blog – mit weiteren unveröffentlichten Bildern.

Mitglieder der Kommune 1 nach Entstehen des berühmten Kommune-1-Nacktbildes, 1967Die Kommunarden ziehen sich nach dem Nacktfoto schnell wieder an © Thomas Hesterberg  

Hesterberg war im geschichtsträchtigen Sommer 1967 fast immer dabei und fotografierte viele der turbulenten Ereignisse: die gewaltsamen Proteste nach dem Tod von Benno Ohnesorg oder die Demonstrationen für die Freilassung von Fritz Teufel vor dem Schöneberger Rathaus. “Man spürt die Nähe zu den Akteuren, die der damals 30-jährige Berliner bei seinen Streifzügen durch seine geteilte Stadt begleitete, als eine Art Chronist der Protestbewegung”, so beschreibt Christian Mayer in der Süddeutschen Zeitung den Fotografen und seine Bilder aus den späten 60er Jahren. “Er konnte einfach sehr gut mit Leuten umgehen, und die haben ihm dann vertraut”, erzählt seine Frau Lisa Rheingans.

Demonstration gegen Polizeigewalt, 1967Proteste gegen die Polizeigewalt nach dem 2. Juni 1967 © Thomas Hesterberg  

Dutschke auf Demo gegen Polizeigewalt, Demonstrant wird festgenommen, 1967Dutschke auf einer Demo, ein Demonstrant wird verhaftet, Berlin, 1967 © Thomas Hesterberg  

Demonstration für die Freilassung von Fritz Teufel, 1967Proteste für die Freilassung von Fritz Teufel in Berlin, 1967 © Thomas Hesterberg  

Der wortgewandte Hesterberg fasst seine Erfahrungen in der wilden Zeit der 68er folgendermaßen zusammen: “Ich hatte das ‘Don’t trust anyone over thirty’-Alter erreicht… Ja, 1967/1968/1969, das waren Jahre der Transition, euphemistisch gesprochen: die Jahre der Konsolidierung – it was a time for change –, was danach kam ist ja geradezu ‘seriös’ zu nennen…”

Hesterberg ging nach Köln, um dort für den Kölner Stadt-Anzeiger seriös als Film- und Kunstkritiker zu schreiben. Künstlerisch blieb er der Collage treu, fertigte u.a. „paroxystische Postkarten“ an. Fotografisch konzentriert er sich auf sein persönliches Umfeld, aber auch auf Filmschaffende, wie Schlöndorff, Fassbinder oder Dietl, sowie auf Musiker- und Konzertaufnahmen, allen voran von den Kölner Krautrockern Can um den kürzlich verstorbenen Drummer Jaki Liebezeit.

Hesterberg bleibt bis zum Schluss bestens vernetzt in der Kölner Künstlerszene, macht Ausstellungen – später sogar in Bangkok und Taipeh – und arbeitet an Filmproduktionen mit.

Auf die Frage, ob er noch einmal denselben Weg wählen würde, antwortet Hesterberg: “Man schwimmt nie zweimal durch den gleichen Fluss – heißt es schon in einem alten Sanskrit-Text – und ähnlich bei Heraklit. Trotzdem: Die hypothetische Antwort auf die hypothetische Frage ist: Ja – besonders, weil man in diesem Fall eine eindeutige Wahl hat. Der Unterschied wäre nur: Jetzt kennt man nicht bloß den Weg, sondern auch die Hauptstraße – und neben den Sackgassen auch die Abkürzungen und den Freeway.”

Thomas Hesterberg verstarb im Jahr 2011.

Exklusiv bei SZ Photo finden Sie ab jetzt neue, bisher weitgehend unveröffentlichte zeithistorische Bilder von Thomas Hesterberg.

Das Bildarchiv von Thomas Hesterberg wird von uns nach und nach weiter erschlossen, digitalisiert und zur Lizenzierung angeboten.

Hier weitere Bilder aus seinem Portfolio:

Ein Demonstrant widersetzt sich einem Polizisten auf einer Demonstration des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in Berlin anlässlich des Berlin-Besuchs von US-Präsident Richard Nixon.

Demonstrationen gegen den Berlin-Besuch von US-Präsident Nixon, 1969 © Thomas Hesterberg  

Ein mutmaßlicher Demonstrant beobachtet Polizisten, die eine Kundgebung des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in Berlin anlässlich des Berlin - Besuchs von US - Präsident Richard Nixon.

Demonstrant und Polizeiaufgebot bei den Protesten gegen Nixon © Thomas Hesterberg  

Ein Teilnehmer einer Demonstration des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) anlässlich des Deutschland-Besuches von Richard Nixon in Berlin wischt sich mit einem Taschentuch Blut aus dem Gesicht.

Verletzter Demonstrant bei den Protesten gegen den Nixon-Besuch © Thomas Hesterberg  

Joseph Beuys bei einer Aktion. Das Happening mit dem Titel 'Klavierspiel nach Sauerkraut auf dem Notenhalter' war ein Protest gegen die Polizeirepressionen anlässlich des Berlin-Besuches des US-Präsidenten Richard Nixon.

Joseph Beuys bei einem Happening gegen den Nixon in Berlin, 1969 © Thomas Hesterberg 

Dieter Kunzelmann war einer der Mitbegründer der Kommune 1, Kopf der Terrorgruppe Tupamaros West-Berlin und später Abgeordneter der Alternativen Liste im Berliner Abgeordnetenhaus.

Dieter Kunzelmann nach dem Enstehen des K1-Fotos, 1967 © Thomas Hesterberg  

Special: Die 68er-Bewegung

Demonstration vor dem Rathaus von Schöneberg. Polizisten versuchen einen Demonstranten zur Festnahme über eine Absperrung zu ziehen. Ein anderer Demonstrant versucht dies zuverhindern und hält ihn am Arm fest. M-GE-BER-061 Copyright Notice: Max Scheler/SZ Photo. Das Rathaus Schöneberg war Sitz des Berliner Abgeordnetenhauses und des Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz. Der Empfang Schah Mohammad Reza Pahlavis und seiner Frau Farah Diba in Berlin ging mit Demonstrationen und gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Mitgliedern des iranischen Geheimdienstes und Polizisten einher. Während einer Demonstration am Abend des 2. Juni wurde der Student Benno Ohnesorg von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras erschossen. Dieses Ereignis stellt einen Wendepunkt in der Entwicklung der deutschen Studentenbewegung dar. Am 26. September musste der Berliner Oberbürgermeister Heinrich Albertz, nach vorangegangener Untersuchung des Todes von Benno Ohnesorg und der Rolle der Berliner Polizei, zurücktreten.

© Max Scheler 

Vor 50 Jahren gingen Tausende Studenten auf die Straße und als “68er” in die Geschichte ein. Wir haben für Sie unsere Bilder zur Studenten- und Protestbewegung in Deutschland und auf der ganzen Welt aufgearbeitet.

In unserem Special zur 68er-Bewegung finden Sie thematische Bilddossiers zu folgenden Kapiteln:

Politik und Protest
U.a. Dossiers zu den Protesten gegen den Schah-Besuch und die Ermordung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 sowie zu den Studentenunruhen nach dem Attentat auf SDS-Wortführer Rudi Dutschke und zu Demonstrationen gegen die Notstandsgesetze und den Springer-Verlag.

Lebensgefühl und Lebensentwürfe
Dossiers und Bildstrecken zu Hippies und Happenings, zur Musik und Mode der Bewegung, u.a. mit Bildern aus der Kommune I um Rainer Langhans und Sex-Symbol Uschi Obermaier sowie mit Fotos von den Rolling Stones und von Jimi Hendrix bei ihren Konzerten in Deutschland.

Eine internationale Bewegung
Ein Blick auf die Proteste in anderen Länder – von Woodstock über den Pariser Mai 1968 zum Prager Frühling.

 

Über 400 Einsendungen beim Fotoaufruf “Bayern in der Nachkriegszeit”

                                      Ein kleines Mädchen fährt in München Rollschuhe, 1958 © Torsten Rehbinder

Anlässlich des 70. Jahrestages der Landesverfassung des Freistaats Bayern suchten die Süddeutsche Zeitung und unsere historische Fotocommunity Timeline Images ab Dezember 2016 Fotografien vom Leben im Bayern der Nachkriegsjahre. Der gemeinsame Fotoaufruf entpuppte sich mit über 400 eingereichten Bildern als voller Erfolg!

Die vielfältigen Motive, die per Post und E-Mail zugesandt oder gar persönlich vorbeigebracht wurden, zeigen das Leben im Bayern der Nachkriegszeit in all seinen Facetten. Die Aufnahmen dokumentieren sehr deutlich das widersprüchliche Leben nach dem Krieg.

                                   Siegestor, um 1945 © LDoerfert                     Wittelsbacher Brücke, 1953 © Schindler         

Eine Auswahl der Leserfotos erwartet Sie im Rückblick zum Fotoaufruf bei Timeline Images.

Ausstellungstipp: FORUM 042: Alessandra Schellnegger – Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach

   © Alessandra Schellnegger  

Ab 24. März präsentiert das Münchner Stadtmuseum im Rahmen der großen neuen Ausstellung No Secrets! Bilder der Überwachung in einer „Ausstellung in der Ausstellung“ die fotografischen Arbeiten von Alessandra Schellnegger vom Bundesnachrichtendienst in Pullach unter dem Titel FORUM 042: Alessandra Schellnegger – Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach.

Es war ein wahrer Glücksfall als Alessandra Schellnegger im Auftrag der Süddeutschen Zeitung nach langem Warten endlich Zugang zum Gelände des BND in Pullach im Isartal erhielt. Von dort aus wurde nämlich die Welt bespitzelt! Mit feinem Gespür dokumentiert die SZ-Fotografin vergangene deutsche Geschichte und damit vom Selbstverständnis eines Teils der Staatsmacht im 20. Jahrhundert.

FORUM 042: Alessandra Schellnegger – Einblicke. Hinter den Mauern des BND in Pullach

Vernissage am Donnerstag, den 23. März um 19Uhr

bis zum 16. Juli 2017 im

Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

Öffnungszeiten:
Di – So   10:00 – 18:00
Mo geschlossen

Weitere Informationen finden Sie unter www.muenchner-stadtmuseum.de