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Proteste beim G20-Gipfel 2017 in Hamburg. Eine Fotostrecke von Gil Bartz

Ein Demonstrantin stellt sich Wasserwerfer der Polizei entgegen.

Demonstrantin vor einem Wasserwerfer, G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

Heute vor drei Jahren begann der G20-Gipfel in Hamburg. Schon Tage davor starteten massive Proteste gegen die Zusammenkunft der Mächtigen. 31.000 Polizeikräfte waren zur Sicherung des Gipfels vor Ort, doch Chaos beherrschte tagelang die Straßen der Hansestadt: Brandstiftungen, Plünderungen, Straßenkämpfe. Demonstranten gegen Polizei. Molotowcocktails, Böller und Eisenstangen gegen Tränengas, Schlagstöcke und Wasserwerfer.

Diese Reportage unseres Fotografen Gil Bartz wurde damals von der VICE veröffentlicht. Mehrere der Bilder wurden ausgezeichnet oder für Shortlists nominiert. Seine ganze Reportage und mehr Bilder rund um den G20-Gipfel 2017, von Protesten und Politikern, finden Sie bei uns. 

Einen ersten Eindruck von der aufgeladenen und gewalttätigen Stimmung in der Hansestadt bekommen Sie hier:

Ein Demonstrantin stellt sich alleine einem Wasserwerfer entgegen.

Demonstrantin vor einem Wasserwerfer, G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

Ein Demonstrantin tut so, als ob sie eine Gruppe Polizisten anführt.

Demonstrantin vor Polizeikräften, G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

Ein Demonstrant hält Ausschau nach Polizei.

Demonstrant beim G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

Ein Demonstrant überquert eine Straße im Schanzenviertel.

Demonstrant mit seinem Fahrrad beim G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

Eine Gruppe Polizisten im Rauch mehrerer Bengalos.

Polizisten im Rauch mehrerer Bengalos beim G20-Gipfel in Hamburg, 2017 © Gil Bartz   

SZ Photo Ikonen: Verweigerung des Hitlergrußes, 1936

Im neuen Teil unserer Serie “SZ Photo Ikonen” stellen wir eines unserer berühmtesten Exklusivbilder und seine vieldiskutierten Hintergründe vor.

SZ-Photo-web-00022112Verweigerung des Hitlergrußes, 1936 © Scherl  

1936 – Nur einer ließ den Arm unten. Ein genauer Blick auf das Bild zeigt: Während eine überwältigende Mehrheit von Angestellten der Werft Blohm+Voss in Hamburg bei einem Besuch Adolf Hitlers 1936 die Arme zum “Deutschen Gruß” hebt, verschränkt ein einzelner Arbeiter seine Arme. Seine trotzig wirkende Geste gilt als eine Art des Widerstands. Als Name des Arbeiters wird August Landmesser vermutet, es könnte sich aber auch um Gustav Wegert handeln. Haben Sie ihn schon entdeckt?

Beim Stapellauf des Marineschulschiffes Horst Wessel am 13. Juni 1936 hoben zum Höhepunkt der Großveranstaltung, als das Schiff zu Wasser gelassen und die Nationalhymne gespielt wurde, alle den rechten Arm zum “Hitlergruß” – nur einer eben nicht. Wer dieser Mann ist, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Die Hamburgerin Irene Eckler meinte ihren Vater August Landmesser zu erkennen, der seine jüdische Verlobte Irma Eckler wegen der Nürnberger Rassengesetze von 1935 nicht heiraten durfte. Die Töchter Ingrid und Irene kamen außerehelich zur Welt. August Landmesser wurde 1938 denunziert, wegen “Rassenschande” zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt und dann als Soldat an die Front geschickt, wo er seit 1944 als verschollen galt. Irma Eckler wurde 1938 ins Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück gebracht und 1942 ermordet. Aber auch Wolfgang Wegert, ebenfalls aus Hamburg, glaubt in dem Mann mit den verschränkten Armen seinen Vater Gustav Wegert identifizieren zu können, der nachweislich als Schlosser bei Blohm+Voss gearbeitet hatte und als gläubiger Christ aus religiöser Überzeugung “Du sollst Gott mehr gehorchen, als den Menschen” den “Hitlergruß” verweigerte. Die Historikerin Dr. Simone Erpel gelangt in ihrem Essay “Zivilcourage – Schlüsselbild einer unvollendeten Volksgemeinschaft”, erschienen in Gerhard Pauls Das Jahrhundert der Bilder 1900 bis 1949, zu dem Fazit: “Zeitgenössische fotografische Porträtaufnahmen von Wegert und Landmesser belegen in beiden Fällen eine große Ähnlichkeit mit dem abgebildeten Werftarbeiter. Gegenwärtig muss offen bleiben, wer der Mann auf dem Foto war.”

Unabhängig davon ist die starke Aussagekraft des Bildes eines Pressefotografen namens Müller ungebrochen. Das Foto ist ein fast einmaliges Zeitdokument. Es kann als das Schlüsselbild für Zivilcourage und Widerstand gelten. Ebenso zeigt es die die hohe Bereitschaft mitzumachen, als Mitläufer den Arm zum “Hitlergruß” zu heben, wenn es verlangt war, und zum anderen die durchaus vorhandenen Möglichkeiten, sich dem Druck zur Gleichförmigkeit zu entziehen. Selbst bei den vielen erhobenen Armen lassen die individuellen Haltungen und einzelnen Gesichtausdrücke auf ganz unterschiedliche Grade der Zustimmung schließen.

SZ-Photo-detail-00022112Detail: Verweigerung des Hitlergrußes, 1936 © Scherl 

Diese Geschichte steckt hinter dem Pressefoto des sich verweigernden Arbeiters. Vermutlich gelangte das Pressebild im Konvolut des Scherl-Archivs in den Bestand von Süddeutsche Zeitung Photo.

Was denken Sie? Um wen handelt es sich auf dem Bild?
Machen Sie sich doch einfach selbst ein Bild von Gustav Wegert und August Landmesser

Weitere Bilddossiers zu unserem Themenschwerpunkt Nationalsozialismus finden Sie in unserem Kalender.

Ans Licht geholt: Dietmar Gottschall

Alte Frauen auf einer Parkbank in Hamburg

Alte Frauen auf einer Parkbank in Hamburg (undatiert) © Dietmar Gottschall

In dieser Folge unserer neuen Rubrik “Ans Licht geholt” für kleine aber besondere Fotografensammlungen bei SZ Photo präsentieren wir die Fotografien des Journalisten und Künstlers Dietmar Gottschall.

Der gebürtige Berliner Gottschall war festes Mitglied der Redaktion des Manager Magazins in Hamburg und prägte die Entwicklung und den Stil des Magazins maßgeblich mit. Der studierte Psychologe spezialisierte sich als einer der ersten auf die menschlichen und psychologischen Aspekte der Arbeitswelt und wurde darüber hinaus sehr bekannt. 1997 starb Dietmar Gottschall überraschend mit bereits 58 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

Die Fotografie war nie Gottschalls Profession sondern zeitlebens seine private Leidenschaft – umso bemerkenswerter ist die Qualität seines Werks. Auf seinen Reisen durch die Bundesrepublik, Europa und Amerika hat er ca. 20.000 Schwarzweißfotografien gemacht und damit ein umfangreiches künstlerisches Oeuvre hinterlassen. Knapp 200 Aufnahmen davon finden Sie im Portfolio von SZ Photo.

Man sieht Sean Connery beim Golfen, Jimi Hendrix auf der Bühne des legendären Hamburger Star-Clubs oder Spitzenmanager beim Lachseminar. Neben den Erfolgreichen interessierte sich Dietmar Gottschall aber vor allem für jene, deren Welt eine glanzlose ist: Prostituierte und Trinker auf der Reeperbahn, fahrendes Zirkusvolk, Straßenmusiker und Obdachlose. Gottschalls Blick dabei: Immer außergewöhnlich, immer sensibel. “Mein Vater verstand es auf unnachahmliche Weise die Menschen von der Straße mit dem Ausdruck der gleichen Würde abzubilden wie große Wirtschaftsbosse oder Prominente”, so Dietmar Gottschalls Sohn Juri auf der Website über seinen Vater.

Jimi Hendrix im Hamburger StarClub

Jimi Hendrix im Hamburger Star-Club (undatiert)

DJ im Berliner Ku'dorf

DJ im Berliner Ku’dorf (undatiert)

Juri Gottschall, ebenfalls Fotograf – für das SZ-Jugendmagazin jetzt.de – und ebenfalls mit einem Bestand bei SZ Photo, veröffentlichte 2010 den Bildband “Deutsche Bilder”, um die Fotos seines Vaters einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Fotobuch ist ein einmaliges Konvolut voller Momentaufnahmen von den Skurrilitäten des Alltags auf deutschen Straßen in den 1960er bis 1980er Jahren.

In unserer Datenbank finden Sie eine Auswahl der schönsten Motive von Dietmar Gottschall. Hier einige weitere Bilder als ein kleiner Vorgeschmack:

Boxring

Boxring in Hamburg (undatiert)

Hauptbahnhof Frankfurt

Hauptbahnhof Frankfurt (undatiert)

Auf der Horner Rennbahn

Auf der Horner Rennbahn (undatiert)

Kinder vor einer Milchstube

Kinder vor einer Milchstube (undatiert)

Am Kölner Dom

Am Kölner Dom (undatiert)

Parade im Stadtpark Hamburg

Parade im Stadtpark Hamburg (undatiert)

“Ans Licht geholt” – das ist unsere Rubrik für zeitlose und außergewöhnliche Archivschätze im Portfolio von Süddeutsche Zeitung Photo, für kleine aber feine Bestände von bekannten und weniger bekannten Fotografen, die es verdienen immer wieder aufs Neue präsentiert zur werden.