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Seifenkistenrennen im Augsburg der Nachkriegszeit. Bilder von Gert Mähler

Junger Rennfahrer kneift die Augen beim Start des Augsburger Seifenkisten-Rennens am Rosenaustadion am 7. Juli 1957 zusammen. Seit dem Jahr 1948 engagierte sich die Adam Opel AG in Rüsselsheim als Sponsor für den Sport und verbreitete das amerikanische Soap-Box-Derby in Deutschland als 'Seifenkisten-Rennen für Deutschland'. Junge amerikanische Soldaten der Jugendorganisation der US-Militärverwaltung in Deutschland German Youth Activities (GYA) unterstützten die deutschen Kinder beim Erlernen des nötigen Know-hows.

Start beim Deutschen Seifenkisten Derby in Augsburg, 1957 © Gert Mähler  

Bis kurz vor dem Start tüfteln die jungen Piloten in der Boxengasse an ihren Boliden, dann geht es auf die steile Startrampe. An der Strecke warten bereits 20.000 Zuschauer auf die Rennfahrer. Das Adrenalin steigt ins Unermessliche, doch es gibt kein Zurück mehr. Also Augen zu und durch! Start frei für das Augsburger Seifenkisten-Rennen!

In der Nachkriegszeit lockte das Seifenkisten-Derby in Augsburg Jahr für Jahr Tausende Zuschauer, jung und alt, an die Strecke am Pfannenstiel und später am Rosenaustadion. Die US-amerikanischen Besatzungssoldaten hatten den Rennsport im Rahmen ihres Reeducation-Jugendprogramms German Youth Activities (GYA) nach Deutschland gebracht. US-Truppenverbände übernahmen die Schirmherrschaften an den Rennen an ihren Stützpunkten und unterstützten die deutschen Kinder beim Erlernen des nötigen Know-Hows mit Rat und Tat. Seit dem Jahr 194​8 engagierte sich die Adam Opel AG in Rüsselsheim als Sponsor für den Seifenkisten-Sport und verbreitete das amerikanische Soap-Box-Derby als “Seife​nkisten-Rennen für Deutschland”.

1957 und 1958 war der Reportagefotograf Gert Mähler beim Spektakel am Augsburger Rosenaustadion und beobachtete die hektische Betriebsamkeit im Fahrerlager, die jungen Soldaten und die vielen Zuschauer rund um die Rennstrecke. Einen ersten Eindruck vom Rennen bekommen Sie hier:

Deutsches Seifenkisten Derby in Augsburg, 1957 © Gert Mähler  

Zuschauer beim Deutschen Seifenkisten Derby in Augsburg, 1957/1958 © Gert Mähler

Deutsches Seifenkisten Derby in Augsburg, 1957 © Gert Mähler  

Zwei junge Männer feilen an einer Seifenkiste im Fahrerlager des Augsburger Seifenkisten-Rennens am Rosenaustadion am 22. Juni 1958. Seit dem Jahr 1948 engagierte sich die Adam Opel AG in Rüsselsheim als Sponsor für den Sport und verbreitete das amerikanische Soap-Box-Derby in Deutschland als 'Seifenkisten-Rennen für Deutschland'. Junge amerikanische Soldaten der Jugendorganisation der US-Militärverwaltung in Deutschland German Youth Activities (GYA) unterstützten die deutschen Kinder beim Erlernen des nötigen Know-hows.

Tüftelei in der Boxengasse des Augsburger Seifenkisten Derbys, 1958 © Gert Mähler  

Das Fotoarchiv Otfried Schmidt

Romy Schneider, 1962

Romy Schneider, 1962 © Fotoarchiv Otfried Schmidt   

Vom Bildberichterstatter im Zweiten Weltkrieg zum Stammfotografen der Münchner Schickeria: Das Fotoarchiv von Otfried Schmidt zählt zu den spannendsten Sammlungen bei SZ Photo.

Otfried Schmidt wurde 1913 im Erzgebirge geboren und schoss die ersten Fotos bereits während seiner Gymnasialzeit. 1934 machte er erste Fotoreportagen mit seiner eigenen Leica und es folgten daraus schon Presseveröffentlichungen. Während des Krieges war er Bildberichterstatter in Frankreich, Russland und Italien. Die Gesellenprüfung für Fotografen legte er erst 1947 ab. In den Nachkriegsjahren war er vor allem freiberuflich tätig, u.a. für das Abendblatt, die Berliner Illustrirte Zeitung und die Münchner Illustrierte als auch für die Zeit, die Bild und den Stern.

Kurt Schumacher

Kurt Schumacher, 1946

Ab Mitte der 50er Jahre arbeitete Schmidt verstärkt für die Abendzeitung und begleitete insbesondere den berüchtigten Klatschkolumnisten Hannes Obermaier – besser bekannt unter seinem Pseudonym “Hunter” – bis zu dessen Abgang zur Bild auf unzähligen Veranstaltungen der noch jungen Münchner Schickeria. Ob lokale Prominente oder Größen des internationalen Showgeschäfts – Otfried Schmidt hatte Sie alle vor seiner Linse. Neben der Gesellschaftsfotografie waren seine Themen v.a. die Mode, Politiker und immer wieder der Zirkus und Tiere.

Kessler-Zwillinge, 1956

Alice und Ellen Kessler, 1956

Elizabeth Taylor

Elizabeth Taylor mit Ehemann Richard Burton, 1965

Henri Verneuil, Regisseur

Regisseur Henri Verneuil, 1965

Dompteur Fredy Knie junior mit Nashorn im Circus Krone, 1969

Dompteur Fredy Knie jr. mit Nashorn im Circus Krone, 1969

Aber auch zeithistorische Ereignisse und schwierige Themen finden sich in Fotoarchiv von Otfried Schmidt. In der Nachkriegszeit dokumentierte er die Deutschen auf ihrem Weg zurück in die Normalität, besuchte Flüchtlingslager und Arbeitsstätten für Kriegsversehrte. Den Wiederaufbau Münchens – etwa mit einer schönen Reportage von der Fertigstellung der Frauenkirche – hielt er ebenso fest wie die erste Wiesn nach dem Krieg im Jahr 1946.

Arbeiten an der Frauenkirche in München, 1953

Arbeiten an der Frauenkirche in München, 1953

Zu Beginn der 1970er Jahren dokumentierte er das Leben contergangeschädigter Kinder.

Während der Olympischen Sommerspiele 1972 fotografierte er nicht nur Sportler aus aller Welt im Olympischen Dorf oder die Chefhostess Silvia Sommerlath, sondern auch den Tag und die schrecklichen Ereignisse des Olympia-Attentats. Noch am Vorabend des Massakers machte Schmidt gar Bilder der israelischen Sportler, die die Geiselnahme am nächsten Tag nicht überleben sollten.

Silvia Sommerlath, 1972

Silvia Sommerlath als Hostess bei den Olympischen Spielen in München, 1972

Shmuel Rodensky mit Mitgliedern der israelischen Olympiamannschaft, 1972

Shmuel Rodensky mit israelischen Sportlern am Abend vor dem Olympia-Attentat, 1972

Otfried Schmidt starb 1991 in München und hinterließ ein vielfältiges zeithistorisches Fotoarchiv, aus dem über 3.000 Bilder in unserer Datenbank verfügbar sind.