Beginn des Massentourismus: Die Reisewelle nach Italien in den 1950er Jahren in Bildern

Deutsche Touristen auf dem Bahnhof von Ruhpolding, die von dort aus weiter nach Italien reisen. Urhebervermerk: Max Scheler/SZ Photo.

Deutsche Touristen auf dem Weg nach Italien, 1950er Jahre © Max Scheler  

Dolce Vita, lange Strände, warme Nächte: In den 50er Jahren strömten massenhaft deutsche Urlauber nach Italien. Die Anreise, ob per Zug nach Riva und Jesolo oder mit dem Auto über enge Bergstraßen, war bei der Zahl an Touristen zum Teil etwas beschwerlich. Am Ziel angelangt, wurden die Urlauber dann mit Ruhezonen im alpinen Südtirol belohnt, andere bekamen viel Aufmerksamkeit durch “Papagalli” am Strand oder konnten ihre schicken Kleider bei einem Bummel durch die Altstadt von Venedig vorführen.

Die Fotografen der Münchner Illustrierten waren allesamt mit Themen der großen Reisewelle nach Italien beschäftigt. In unserem kleinen Reisebericht hier sehen Sie Aufnahmen von verschiedenen Fotografen der Münchner Illustrierten. Auf unserer Website finden Sie das gesamte Repertoire der hier vorgestellten Fotografen Max Scheler, Alfred Strobel und Hannes Betzler.

Hier ein kleiner Einstieg:

Touristenautos am Grenzübergang zwischen Österreich und Italien, dem Brenner.

 Stau am Brenner-Grenzübergang zwischen Österreich und Italien, 1959 © Alfred Strobel 

Zweisprachiges Schild am Ortseingang St. Ulrich-Ortisei in Südtirol. Auf dem Schild steht "Zona del Silenzio" (italienisch) und "Schweigezone" (deutsch). Undatierte Aufnahme, vermutlich in den 1970er Jahren.

 Zweisprachiges Schild am Ortseingang in St. Ulrich-Ortisei, 1970er Jahre © Hannes Betzler 

Am Strand der Adria flirten Papagalli mit ausländischen Touristinnen.

 Papagalli mit ausländischen Touristinnen am Strand der Adria, 1959 © Alfred Strobel 

Touristinnen in Venedig, 1959

 Junge Touristinnen auf dem Markusplatz in Venedig, 1959 © Hannes Betzler 

Frau posiert im Bikini am Strand von Viareggio.

 Eine Frau posiert am Strand von Viareggio in einer künstlichen Muschel, 1958 © Alfred Strobel 

Adriastrand in Italien, 1958

 Touristen am Strand der italienischen Adriaküste, 1958 © Alfred Strobel 

Ein Autofahrer in seinem Fiat in der Gegend des Gardasees.

 Tourist in seinem Fiat vor einer Hoteleinfahrt am Gardasee, 1950er Jahre © Hannes Betzler 

Ans Licht geholt: Heinz Hering – Fotograf der Münchner Illustrierten

Ein Kriegsinvalide mit seiner ebenfalls kriegsversehrten Tochter in einer Neubausiedlung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kriegsinvalide mit seiner ebenfalls kriegsversehrten Tochter, 1951 © Heinz Hering  

Die 1950er Jahre in Deutschland waren geprägt durch Gegensätze. Auf der einen Seite waren die Nachkriegswehen noch deutlich zu spüren, auf der anderen Seite entdeckten die Menschen Ihre Möglichkeiten und neu gewonnene Freiheit. Die Bilder des Münchner Illustrierten-Fotografs Heinz Hering zeigen genau dieses breite Spektrum: Kinder im Flüchtlingslager Allach, Kriegsversehrte, GIs in ihrer Freizeit, unbeschwerte Jugendliche, Schlagerfeste und Menschen auf der Suche nach neuen Lebensräumen.

Alle Bilder von Heinz Hering finden Sie im Webshop

Hier ein kleiner Überblick:

Gegensätzliches Nachkriegsdeutschland, 1950er Jahre

 Unterschiedliche Kindheiten im Nachkriegsdeutschland, 1950er Jahre © Heinz Hering 

Zwei Soldaten der US-Armee in ihrer Freizeit in Stuttgart.

 Soldaten der US-Armee in ihrer Freizeit vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof, 1951 © Heinz Hering 

Jugend im Nachkriegsdeutschland, 1959

 Neue Freiheiten und Möglichkeiten im Nachkriegsdeutschland der 1950er Jahre © Heinz Hering 

Schüler (Abiturienten) eines Münchner Gymnasiums sitzen im Kreis auf ihren Tischen und Stühlen im Klassenzimmer.

 Abiturienten eines Münchner Gymnasiums, 1956 © Heinz Hering 

Deutsches Schlagerfestival in Wiesbaden, 1959

 Deutsches Schlagerfestival in Wiesbaden, 1959 © Heinz Hering  

Jugendliche "Halbstarke" in einem Klub.

 Jugendliche in einem Berliner Club, 1960 © Heinz Hering  

Neuer Wohnraum im Nachkriegsdeutschland, 1950er Jahre

 Neuer Wohnraum im Nachkriegsdeutschland, 1959 © Heinz Hering  

Ans Licht geholt: Jenö Kovacs – Fotograf der Münchner Illustrierten

Italienische Gastarbeiter an einer Imbissbude in München.

Italienische Gastarbeiter in München, 1960 © Jenö Kovacs  

“Für 60 Mark einen Italiener” titelte die Münchner Illustrierte am 26. März 1960 und zeigte eine Reportage über den Weg von italienischen Gastarbeitern nach München. Gemeint waren hier die Kosten von 60 DM, die die anwerbenden Firmen für den Transfer eines Arbeiters investieren mussten. Für die Münchner Illustrierte begleitete der Fotograf Jenö Kovacs die Reise der Gastarbeiter im Zug von Rom nach München und hielt dabei die ausgelassene Stimmung der Italiener und den freundlichen Empfang am Münchner Hauptbahnhof eindrucksvoll fest.

All unsere Bilder von Jenö Kovacs finden Sie in unserem Webshop.

Ein Auszug aus seiner Gastarbeiter-Reportage:

Arbeitnehmer aus Italien bei der Ankunft auf dem Hauptbahnhof in München.

  Italienische Gastarbeiter bei der Ankunft am Münchner Hauptbahnhof, 1960 © Jenö Kovacs  

Italienische Gastarbeiter beim ausladen ihres Gepäcks aus dem Zug.

 Italienische Gastarbeiter beim Ausladen ihres Gepäcks, 1960 © Jenö Kovacs  

Arbeitnehmer aus Italien bei der Ankunft auf dem Hauptbahnhof in München.

 Gastarbeiter aus Italien nach der Ankunft am Münchner Hauptbahnhof, 1960 © Jenö Kovacs  

In Italien angeworbene Gastarbeiter kommen mit ihrem Gepäck in Deutschland an. Blick auf ihre Begrüßung.

 Begrüßung italienischer Gastarbeiter in Deutschland, 1960 © Jenö Kovacs  

Ans Licht geholt: Kurt Schraudenbach – Fotograf der Münchner Illustrierten

Zwei ältere Männer stehen vor einer Eisdiele in New York und verspeisen ihr Eis

Zwei ältere Männer vor einer Eisdiele in New York, 1960er Jahre © Kurt Schraudenbach  

Eis, Lockenwickler und Maiskolben mit Butter in New York, Louis Armstrong an der Trompete, Hula-Hoop als Trendsport, aktuelle Damenmode, Einheimische in München oder berühmte Persönlichkeiten: Kurt Schraudenbach war einer der Fotografen, die in den 50er und 60er Jahren im Auftrag der Münchner Illustrierten weltweit unterwegs waren. Schraudenbach fotografierte dabei einzigartige Reiseberichte, Reportagen aus den Bereichen Kultur und Lifestyle und Persönlichkeiten aus aller Welt.

Hier finden Sie alle Bilder von Kurt Schraudenbach

Einen kleinen Querschnitt sehen Sie hier:

Jüdischer Prophet und Frau mit Lockenwicklern in New York

  Alltag in New York in den 1960er Jahren © Kurt Schraudenbach  

Eine Verkäuferin einer Imbissbude auf Coney Island verkauft ihren Kunden Maiskolben mit Butter.

 Imbissbude auf Coney Island © Kurt Schraudenbach  

Amerikanischer Jazz-Musiker Louis Armstrong

 Jazz-Musiker Louis Armstrong mit Trompete © Kurt Schraudenbach  

Vor der Bar "Gisela" in der Occamstraße im Münchner Stadtteil Schwabing sind die Menschen im Hula-Hoop-Fieber und schwingen die Reifen.

 Hula-Hoop-Welle in München, 1958 © Kurt Schraudenbach  

Mode in New York und München, 50er/60er Jahre

 Damenmode in New York und in München, 1950er und 60er Jahre © Kurt Schraudenbach  

Ein Mann und zwei Frauen beim Bummeln und Schauen auf dem Viktualienmarkt in München, 1952

 Kunden auf dem Viktualienmarkt in München, 1952 © Kurt Schraudenbach  

Zu einer Vorlesestunde haben sich viele Kinder unterschiedlichen Alters in der Internationalen Jugendbibliothek eingefunden. Gespannt folgenden sie dem Lesevortrag.

 Lesung in der Jugendbibliothek in München, 1959 © Kurt Schraudenbach  

Konrad Adenauer

 Konrad Adenauer beim Boulespiel und in Cadenabbia, 1959 © Kurt Schraudenbach  

Das Berliner Fotografen-Urgestein Paul Glaser – ab sofort bei SZ Photo

Berlin-City / Mitte / DDR / 6 / 1988 Potsdamer Platz: DDR-Grenzer schauen nach Westberlin. Dort haben junge Leute ein Stueck Niemandsland besetzt. Es liegt im Westen gehoert aber zum Osten. Die Westberliner Polizei ist gerade dabei zu raeumen. Der DDR-Grenzer weiss nicht, was auf der West-Seite der Mauer steht: -God loves you- // DDR-Mauer / Geschichte / Kommunismus / DDR-Staat

DDR-Grenzer blickt über die Mauer am Potsdamer Platz nach West-Berlin, 1988 © Paul Glaser  

Wie wird man eigentlich Pressefotograf? So zum Beispiel:

In Berlin habe ich an der Freien Universität Philosophie studiert, das Studium abgebrochen während der Demo-Zeit 1967. Dann habe ich viele Schulden angehäuft nach einer Pleite mit einer Kneipe. Der Gerichtsvollzieher hat mir dann empfohlen, einen Job zu machen, bei dem ich so wenig verdiente, dass er nicht pfänden musste. Da war die Arbeit als Pressefotograf gut geeignet, nach dem Motto: ein Pressefotograf hat zwei Kameras und eine Frau, die die Miete verdient.

So beginnt die fotografische Laufbahn von Paul Glaser (*1941). Über vier Jahrzehnte dokumentiert er von da an das Leben in Berlin, in der Stadt “zwischen Weltpolitik und Kiezproblemen”. Ab sofort vertritt SZ Photo die Berliner Institution. Nach und nach übernehmen wir Paul Glasers eindrucksvolles zeitgeschichtliches Fotoarchiv in unseren Bildbestand.

Rechtzeitig zum 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer finden Sie dort bereits jetzt über 3.000 Glaser-Fotos aus der DDR und den neuen Bundesländern aus den Jahren unmittelbar nach der Wende – von seltenen Einblicken in die volkseigenen Betriebe (VEB), in Bergbau und Atomkraftwerke, über Köpfe der SED und natürlich den Mauerfall bis hin zum Verfall von Städten und Wirtschaft in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. Glaser wurde gewissermaßen zum Chronisten des Untergangs der DDR.

Hier geht’s zu unserem Special Mauerfall und Wiedervereinigung

Mit dem Zusammenbruch der DDR tritt ein anderes Problem offen zutage: Früher als viele andere erkennt Glaser das Aufkeimen rechtsradikaler Gruppierungen in den Ost-Bundesländern. Er fotografiert Aufmärsche von Neonazis mit über 20.000 Teilnehmern.

Einen besonderen Blick hat der Pressefotograf auch für die Migranten in Berlin. Glaser interessiert sich für ihre Tradtionen und Religion, begleitet sie auf Familienfeste, in die Moschee oder in in die Arbeit. Schon immer begreift er Berlin als Einwanderungsstadt, als weltoffene und bunte Metropole.

“Überhaupt habe ich nur politische Themen bearbeitet, keine Schauspieler, keine Schlagersänger, außer sie haben für irgendwas kandidiert”, erklärt Paul Glaser. So ziehen sich Fotos von Politikern, etwa von Hans-Jochen Vogel während seiner Berliner Zeit, oder Bilder verschiedener Demonstrationen durch sein Portfolio.

Glaser blieb immer selbstständig. Zu seinen Auftraggebern gehörten u.a. die taz, die Süddeutsche Zeitung oder Parteizeitungen von SPD und CDU. 1990 fotografierte er im Auftrag des langjährigen SZ-Chefredakteurs Dieter Schröder regelmäßig für das Wochenblatt “Diese Woche”, das die Süddeutsche Zeitung damals speziell für ostdeutsche Leserinnen und Leser herausgab.

Update (22.03.2022): Paul Glaser ist am 10. März 2022 in Berlin an den Folgen einer Krebserkrankung verstorben.

Ein kleiner Vorgeschmack auf die vielen Tausend Fotos von Paul Glaser, die wir schrittweise in unserer Datenbank bereitstellen werden:

Sachsen-Anhalt / DDR-Land / Dezember 1989 Bitterfeld,Stadtansichten: Brehnaer / Hallesche Strasse, ein Trabi im Vordergrund, Wintertag // / Bundeslaender /

 Trabi in Bitterfeld, Dezember 1989 © Paul Glaser  

Berlin / Kreuzberg / 17.10.1980DeTeWe: In dem Betrieb werden Schaltschraenke fuer die Post hergestellt. Die Frauen produzieren Teile in der Vorfertigung. In der naechsten Generation der Technik werden diese Arbeiten von Automaten gemacht.Frau an der Galvanik. In den Reihen von Chemikalien-Baedern werden Leiterplaten geaetzt. Die Frau legt die Platten auf Transport-Baender.// Frauen-Arbeit / Industrie-Geschichte /

Arbeiterin in der Fertigung von DeTeWe in Berlin-Kreuzberg, 1988 © Paul Glaser  

Sachsen-Anhalt / DDR-Land / Wirtschaft / Dez. 1989 Bitterfeld, Arbeiterviertel am Bahngelaende des Braunkohlen-Kombinats. Puschkinstrasse // Altstadt / Bundeslaender // Menschen /

Mann im Arbeiterviertel von Bitterfeld, 1989 © Paul Glaser  

Bundeslaender / DDR-Land / Oktober 1989 Sachsen-Anhalt: Aschersleben: Altstadt //

Altstadt von Aschersleben, Oktober 1989 © Paul Glaser  

Sachsen-Anhalt / DDR-Land/ November 1989 Bitterfeld, eine alte Frau schaufelt Braunkohlen-Briketts in den Keller. In der DDR war es ueblich, den Kunden die Kohlen vor das Haus zu schuetten. Wohnsiedlung am Eisenbahn-Gelaende. // Menschen / Energie / Bundeslaender / Frauen

Eine alte Frau schaufelt Braunkohle-Briketts in den Keller, Bitterfeld, 1983 © Paul Glaser  

Berlin-Spandau / Nazis / rechte Gruppen 20.8.1987Vor dem Kriegsverbrechergefaengnis in Spandau, Rudolf Hess ist gerade gestorben. Die Rechten versammeln sich zur Trauer.Junger Rechtsradikaler Michael Wendt (rechts) mit Reichskriegsflagge und dem Kuehnen-Gruss, einer Abwandlung des Hitlergrusses, der verboten war. Ein Polizist erkundigt sich, was das alles soll. Vorne Blumen fuer Hess.// Nazi / Faschismus / *** Local Caption *** The Prison for war criminals in Berlin-Spandau. The last prisoner, Rudolf Hess, just died after 46 years in the prison shown in the background. Right wing people are gathering for mourning. Young right wing Michael Wendt with the war flag of the Reich and a modified Hitler Salutation, because the original was forbidden.

 Junge Rechtsradikale bei einer Trauerveranstaltung für Rudolf Heß, Berlin, 1980 © Paul Glaser  

Berlin-Wedding / Industrie / Metall / 23.8.1982 Die AEG im Wedding soll geschlossen werden. Die Belegschaft wird zu einer Betriebs-Versammlung gerufen auf dem Hof der Fabrik. Auslaendische Frauen kommen aus den Hallen, es sind meist Frauen aus Jugoslawien. // Betrieb / Auslaender / Europa / Mehr Infos? Bitte nach Bild-Nr. suchen s39-3144. 1888 baute die AEG einen grossen Industrie-Komplex in Wedding an der Ackerstrasse, der schon bald zu klein war. Sie uebernahmen ein noch groesseres Gelaende an der Voltastrasse. In den riesigen Fabriken wurde fast alles hergestellt, was die AEG verkaufte: Kleinmotoren und Riesen-Turbinen, Gluehlampen und Gross-Maschinen. Als auch das Gelaende zu klein wurde, baute die AEG in Oberschoeneweide weitere grosse Fabriken. 1978 wurde der Komplex Ackerstrasse geschlossen, 1983 auch die Fabriken an der Voltastrasse. 1990 und danach wurden alle Fabriken an der Wilhelminenhofstrasse geschlossen. *** Local Caption *** AEG factory in Berlin-Wedding, Brunnenstrasse. employees meeting. The factory will be closed. Workers leaving their production halls an gathering in the yard to listen to the shop steward. AEG mill in Wedding was built in 1888, producing small motors an big turbines. More than 6000 workers and energy plants. Since 1990 all facilities in Berlin were closed.

Ausländische Arbeiterinnen vor dem AEG-Werk Berlin-Wedding, 1982 © Paul Glaser  

Berlin / Anti-Raketen-Demos / 13.9.1981 Demo waehrend des Besuchs des amerikanischen Verteidigungs-Ministers Haig in Berlin. Fuer die Linke ist Haig ein Kriegstreiber. Nach der Demonstration kommt es am Winterfeldtplatz zu Krawallen mit brennenden Barrikaden und vielen Verletzten. Hier verbrennen Demonstranten an der Winterfeldtstrasse eine amerikane Fahne // Amerika / Ruestung / Friedensbewegung / Alliierte

Demonstration gegen den Besuch des US-Verteidigungsministers Haig, Berlin, 1982 © Paul Glaser  

Berlin / SPD / 1985 Hans Jochen Vogel, SPD // Galerie / Portraet

SPD-Politiker Hans-Jochen Vogel bei einer Rede in Berlin, 1985 © Paul Glaser  

Farbfotos aus dem Werek-Archiv: München in den 80er Jahren

Männer versuchen beim Fingerhakeln den Gegner über den Tisch zu ziehen.

Männer beim Fingerhakeln, 1983 © Werek  

Aus dem Archiv von Werek haben wir vor einigen Monaten einen Schwung an Farbnegativen aus den 1980er und frühen 1990er Jahren erhalten. Inzwischen sind über 1.500 Motive hiervon digitalisiert in unserer Datenbank. Der Großteil zeigt allerlei Prominenz, Tagesgeschehen und Kurioses aus München und Umgebung. 

Darunter befinden sich etwa zahlreiche Fotos des bayerischen Landesfürsten Franz Josef Strauß oder Impressionen vom Oktoberfest aus einer Zeit, als Trachten fast ausschließlich beim dazugehörigen Trachtenumzug zu sehen waren. Erstmals haben wir bei SZ Photo nun auch Farbfotos vom Oktoberfestattentat im Jahr 1980.

Ein beachtliches Aufgebot an Stars aus Sport und Showbusiness – und eine ebenso beachtliche Palette an Frisuren- und Modetrends der 80er – zeigen die Fotos von der ISPO, der Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode: Pelé posiert mit Roberto Blanco, die Zehnkampf-Dauerrivalen Jürgen Hingsen und Daley Thompson strahlen um die Wette, Spider Murphy Gang-Sänger Günther Sigl demonstriert die Kunst des Weißwurst-Zuzelns, Leichtathlet Edwin Moses beantwortet genauso geduldig Interviewfragen wie Hollywood-Schauspieler Don Johnson.

Nicht minder sportlich und noch kurioser geht es auf den Fotos von den Deutschen Meisterschaften im Fingerhakeln, der Weltmeisterschaft im Tabak-Schnupfen oder dem Münchner Kellner-Wettlauf zu.

Hier ein Ausschnitt aus unseren neuen Werek-Farbbildern:

Der CSU-Generalsekretär Edmund Stoiber, der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, Karin und Constanze Stoiber auf der Taufe von Dominic Stoiber. Strauß ist der Patenonkel.

 Papa Edmund und Patenonkel FJS bei der Taufe von Dominic Stoiber, 1980 © Werek  

Trauerzug für den verstorbenen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß in Rott am Inn am 8.10.1988

Beisetzung von Franz Josef Strauß in Rott am Inn, 1988 © Werek  

Tatort des Oktoberfestattentats in München. Auf dem Schild im Hintergrund steht: "Willkommen auf dem Oktoberfest".

Oktoberfestattentat in München, 1980 © Werek  

Der deutsche Justizminister Hans-Jochen Vogel nach dem Oktoberfestattentat in München.

Hans-Jochen Vogel am Schauplatz des Oktoberfestattentats, 1980 © Werek  

Der deutsche Theaterschauspieler Willy Millowitsch moderiert Stars in der Manege im Münchner Kronebau.

Willy Millowitsch bei ‘Stars in der Manege’, 1983 © Werek  

Der Clown Oleg Konstantinowitsch Popow jongliert mit Kohlköpfen auf dem Viktualienmarkt in München.

Clown Oleg Popow auf dem Viktualienmarkt, 1980 © Werek  

Der US-amerikanische Leichtathlet Edwin Moses (r.) besucht mit seiner Frau Myrella Bordt die Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode in München.

Myrella Bordt und Edwin Moses auf der ISPO in München, 1984 © Werek  

Kellner Wettlauf über die Leopoldstraße in München.

Kellner-Wettlauf in München, 1982 © Werek  

Männer beim Tabak schnupfen in Nandlstadt. Dort findet die 2. Weltmeisterschaft im Schnupfen statt.

Weltmeisterschaft im Schnupfen in Nandlstadt, 1980 © Werek  

Fotograf Ulrich Baumgarten neu bei SZ Photo

DEUTSCHLAND, OST BERLIN, 17.04.1986, Michail S. GORBATSCHOW und Erich HONECKER, bei Bruderkuss, auf dem SED-Parteitag. © Ulrich Baumgarten 

Süddeutsche Zeitung Photo vermarktet seit diesem Frühjahr die Fotos des renommierten Bildjournalisten Ulrich Baumgarten. Über 52.000 Aufnahmen des Fotografen stehen aktuell in unserem Webshop zur Lizenzierung bereit.

DEUTSCHLAND, DORTMUND, 14.09.1980 Franz Josef STRAUSS, (CSU), bayerischer Ministerpräsident, CSU-Vorsitzender und Kanzlerkandidat steht bei einer Rede im Scheinwerferlicht, während des Bundestagswahlkampfes der CDU - CSU 1980 in Dortmund. Franz-Josef StraussDer in Altena/Westfalen geborene Fotograf Ulrich Baumgarten arbeitete seit den 1960er Jahren für verschiedene Bildagenturen wie Werek oder Sven Simon, für die er ab Mitte der 1970er auch die Politikbüros in der damaligen Hauptstadt Bonn leitete. Von 1980 bis 1989 war er Mitinhaber der Agentur poly-press, ab 1989 Inhaber und Fotograf bei vario-press.

Als Chronist der Bonner Republik widmete sich Baumgarten dem Geschehen und den Köpfen in der Politik genau so wie dem Alltag oder wirtschaftlichen und sozialen Themen in Deutschland. Auch nach der Wiedervereinigung begleitete er das Zeitgeschehen in der BRD fotografisch. Für diverse Auslandsreportagen reiste er nach Asien, Afrika, Nord- und Südamerika. 

© Ulrich Baumgarten 

Für sein Foto vom NATO-Oberbefehlshaber in Europa Alexander Haig wurde Baumgarten 1979 beim World Press Photo Award in der Kategorie ‘People in the News’ mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Außerdem wurde er mehrfach beim ‘Sportfoto des Jahres’ prämiert.

Aktuell liefert Ulrich Baumgarten vornehmlich Bildmaterial von Bilanzpressekonferenzen der DAX-Konzerne oder von Parteitagen sowie Symbolfotos für eine Vielzahl an aktuellen politischen, wirtschaftlichen oder sozialen Themen.

Wir freuen uns Ulrich Baumgarten bei SZ Photo begrüßen zu dürfen!

Zu allen Bildern von Ulrich Baumgarten

Einen Vorgeschmack finden Sie hier:

DEUTSCHLAND, BONN, 17.09.1969 Erstes Koalitionsgespräch zwischen Helmut SCHMIDT und Willy BRANDT ( SPD ) mit Hans-Dietrich GENSCHER und Günter Verheugen ( FDP ) im Kanzlerbungalow. © Ulrich Baumgarten 

GERMANY, BONN - DECEMBER 20: Helmut Schmidt (SPD), former Chancellor, born December 23, 2018, died November 10. 2015, would be 100 years old on December 23. 2018. The photo shows Helmut Schmidt in front of the Federal Chancellery in Bonn. The photo shows Helmut Schmidt in front of the Federal Chancellery in Bonn. Schmidt welcomes journalists with the hand to his Prince Heinrich cap., 1981 © Ulrich Baumgarten 

DEUTSCHLAND, BONN, 29.03.1983, Die Grünen, Einzug in den Bundestag. Helmut KOHL, Walter SCHWENNINGER, Otto SCHILY, Marieluise BECK-OBERDORF und Petra KELLY, im Plenarsaal des Deutschen Bundestages.

Kanzler Kohl beäugt den Einzug der Grünen in den Bundestag kritisch, 1983 © Ulrich Baumgarten 

DEUTSCHLAND, BERLIN, 18.10.1985, Lady Diana ( Di ) in Berlin, Besuch beim Royal Hampshire Regiment. © Ulrich Baumgarten 

DEUTSCHLAND, BONN, 24.09.1991, Willy BRANDT (SPD). Willy Brandt, 1991 © Ulrich Baumgarten 

DEUTSCHLAND, SALZGITTER, 06.02.1997, Preussag Stahl AG in Salzgitter. U.B.z. Hochofenabstich, Stahlarbeiter helfen mit der Sauerstofflanze nach bei der Preussag Stahl AG in Salzgitter. © Ulrich Baumgarten 

TANSANIA, DAR-ES-SALAAM, 03.06.1998, Markt in der tansanischen Hauptstadt Dar-es-salaam.

  Daressalam, 1998 © Ulrich Baumgarten 

DEUTSCHLAND, BERLIN, 03.05.1991, Mädchen mit Fahrrad auf dem ehemaligen Todestreifen ( Zone zwischen den beiden Teilen der Berliner Mauer). , 1991 
© Ulrich Baumgarten 

Ans Licht geholt: Hans Kaulertz – Zeitgenosse der “samtenen Revolutionäre” und Leibfotograf Bohumil Hrabals

Porträt zweier junger Polizisten auf einer Demonstration im Verlauf der "Samtenen Revolution" auf dem Wenzelsplatz in Prag.Zwei betrunkene Polizisten während der “samtenen Revolution” in Prag, 1989 © Hans Kaulertz  

Neu und exklusiv bei SZ Photo: Unveröffentlichte Bilder eines bis heute völlig unbekannten Fotografen herausragender Persönlichkeiten und Ereignisse der tschechischen Zeit- und Literaturgeschichte.

Als 1989 das kommunistische Regime in der von Václav Havel und Alexander Dubček angeführten “samtenen Revolution” zusammenbrach, war ein Mann mit seiner Kamera mittendrin: Hans Kaulertz.

Als Lebensgefährte der renommierten Übersetzerin und Bohemistin Susanna Roth pflegte Hans Kaulertz enge Kontakte zu den einflussreichsten aller tschechischen Autoren, Bohumil Hrabal und Milan Kundera, deren Werke Susanna Roth so virtuos ins Deutsche überführte, aber auch zu anderen bedeutenden osteuropäischen Schriftstellern wie Péter Esterházy oder Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky.

Trotz Kamera genoss der Autodidakt Kaulertz stets das vollste Vertrauen seiner berühmten Zeitgenossen. So konnte er sie aus einzigartiger Nähe portraitieren – oft in ganz privaten Situationen, auf gemeinsamen Reisen oder auch bei streng geheimen Treffen regimekritischer politisch-intellektueller Zirkel, von denen die Revolution 1989 maßgeblich getragen wurde.

Auf den Bildern solcher Veranstaltungen, z.B. der Helsinki Federation oder des Institut für die Wissenschaft vom Menschen (IWM), tauchen auch so illustre Persönlichkeiten wie Financier und Philanthrop George Soros, Diplomat und Verleger Lord George Weidenfeld oder Fürst Karel Schwarzenberg, späterer Außenminister unter Vaclav Havel und Förderer der tschechischen Literatur, auf.

Porträt einer Demonstrantin auf einem Protestmarsch gegen das kommunistische Regime in Tschechien.Samtene Revolution in Prag, November 1989 © Hans Kaulertz  

Aktivisten malen in einer Galerie Schilder für einen Protestmarsch gegen das kommunistische Regime in der Tschecheslowakei.Aktivisten malen in einer Prager Galerie Protestschilder, November 1989 © Hans Kaulertz  

Auch Havel selbst sowie weitere Dissidenten und Unterzeichner der Charta 77 wie den späteren Außenminister Jiří Dienstbier oder den späteren Prager Weihbischof Václav Malý fotografierte Hans Kaulertz.

Für den Ausstellungskatalog Tradition und Avantgarde in Prag portraitierte Kaulertz vom kommunistischen Regime verfemte Künstler, die eine nicht erwünschte, inoffizielle Künstlerszene in Prag gebildet hatten, in Schaffensperioden, aus denen es bisher kaum Fotos der Künstler gibt. Zu ihnen gehören Milan Knížák, Jiří Kolář, Hugo Demartini, Karel Nepras, Věra Janoušková, Zdenek Sykora, Olbram Zoubek oder Bedřich Dlouhý.

Die Übersetzerin Susanna Roth und die Lektorin Angela Martini-Wonde 1989 in Wien.Die Übersetzerin Susanna Roth (li.) mit Lektrorin Angela Martini-Wonde, 1989 © Hans Kaulertz  

Der tschechische Auto Bohumil Hrabal in Prag 1990.Eines der zahlreichen Porträts von Bohumil Hrabal, 1990 © Hans Kaulertz  

Der tschechische Künstler Jiri Kolar (1914-2002) in seinem Atelier in Paris. Kolar war Mitbegründer des Künstlerkollektivs Skupina 42 (Gruppe 42), Unterzeichner der Charta 77 und einer der profiliertesten Regimekritiker der CSSR. Das Foto machte und veröffentlichte Hans Kaulertz unter seinem damaligen Pseudonym 'Jan Burgau'. Der tschechische Künstler und politische Aktivist Jiří Kolář, 1990 © Hans Kaulertz  

Das Highlight des Fotoarchivs von Hans Kaulertz sind unzweifelhaft Hunderte Bilder des großen Erzählers Bohumil Hrabal. Hrabal, der den Umsturz von 1989 durch Studenten, Schauspieler, Schriftsteller und Künstler als “Revolution der Kinder und der Clowns” bezeichnete, stand seiner Muse Susanna Roth und ihrem Lebensgefährten besonders nahe.* Auf den vielen gemeinsamen Treffen und Reisen entstanden zahlreiche Portraits des launigen aber auch launischen Autoren: Beim obligatorischen Bier in der Kneipe, beim Sonnen am Swimmingpool, vor einem McDonald’s in den USA, beim Haareschneiden im Garten. Mal schelmisch, mal schimpfend. Mal wild gestikulierend, mal demonstrativ beleidigt. Immer gut sichtbar für Kaulertz und seinen Fotoapparat. “Hrabal liebte und suchte die Kamera geradezu”, erzählt er über den durchaus exzentrischen Erzähler.

Ganz anders als Kundera: “Mit Milan [Kundera] war ich unzählige Stunden spazieren, doch fotografieren lassen wollte er sich nie – und das habe ich immer respektiert”, berichtet Kaulertz über den öffentlichkeitsscheuen Autor. Es sind gerade auch die Bilder, welche ein Fotograf nicht macht, die einen guten Fotografen ausmachen.

Hans Kaulertz lebt heute mit seiner Ehefrau an der Algarve in Portugal.

Exklusiv bei SZ Photo finden Sie ab jetzt bisher weitgehend unveröffentlichte Bilder von Hans Kaulertz. 

 

* Hrabal überschrieb Susanna Roth in seinem Testament die Auslandsrechte an seinem Werk. Nur fünf Monate nach dem mysteriösen Tod Hrabals am 3. Februar 1997 durch einen Sturz aus einem Prager Krankenhausfenster – der “Vierte Prager Fenstersturz”… offiziell ein Unfall, nach Meinung vieler, u.a. von Susanna Roth, ein Selbstmord – verstarb Susanna Roth selbst an Krebs.

Bayern jenseits der Klischees: Unser neuer Fotograf Sebastian Beck

Generalprobe für die Landshuter Hochzeit auf dem Turnierhof wenige Tage vor Beginn der Aufführung. Das alle vier Jahre stattfindende historische Fest geht zurück auf die 1475 in Landshut erfolgte Eheschließung zwischen dem bayerischen Herzog Georg dem Reichen und Hedwig Jagiellonica. Ungewöhnliche Perspektive bei der Landshuter Hochzeit 2017 © Sebastian Beck  

Eigentlich schreibt unser Neuzugang ja hauptamtlich. Für die Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung berichtet Sebastian Beck über Land und Leute, am liebsten in den “urwüchsigsten Winkeln” des bayerischen Ostens. Neben – ganz klassisch – Füllfederhalter und Notizbuch begleiten den Redakteur aber immer auch eine Leica, eine Nikon und inzwischen sogar ein mobiles Fotostudio auf seinen Streifzügen durch den Freistaat. Mit einem sensiblen, bisweilen lakonischen Blick dokumentiert Sebastian Beck “sein” Bayern für die SZ auch in beeindruckenden Fotoreportagen.

Doch am besten lassen wir den Redakteur und Fotografen selbst über seine Bilder, die Sie ab sofort bei SZ Photo finden, erzählen:

“Meine erste Kamera war die Voigtländer Vitessa meines Vaters, die ich im Sandkasten ruiniert habe. Insofern bin ich schon sehr früh zur Fotografie gekommen. Einige Jahre habe ich damit auch mein Geld verdient, das war in den Achtzigern und frühen Neunzigern, als ich für Lokalzeitungen über die Dörfer tingelte. Die Redakteure interessierten sich vor allem für Fotos des Publikums – was auf der Bühne passierte, war nicht so wichtig. Wenigstens lernte ich auf diese Weise aber, wie man auch große Säle mit dem Metz-Stabblitz ausleuchtet. Die Zauberformel für die Bildberichterstattung lautete: 1x Masse, 1x Ehrung.

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten arbeite ich als Redakteur zumeist in der Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung. Die Begeisterung fürs Fotografieren und die Neugier auf Bayern sind all die Jahre aber geblieben. Mich interessieren das Land und seine Menschen abseits der Klischees. Ich mag das Alltägliche, die einfachen Leute, ich mag das, was verschwindet, und ja, auch all das, was auf den ersten Blick hässlich erscheint. Vorzugsweise widme ich mich Langzeitprojekten. Für eine Serie über die Gnadenkapelle von Altötting investierte ich beispielsweise gut neun Monate, in denen ich immer wieder die Kirche besuchte. Ein paar weitere Projekte sind schon in der Planung, und so viel kann ich schon verraten: Auch sie werden mich wieder tief hinein nach Bayern führen und hoffentlich Bilder bringen, die überraschend sind. (In einem Video aus der SZ-Werkstatt erzählt Sebastian Beck über seine Arbeit an der Altötting-Fotoreportage.)

Ein Mesner hilft Pfarrer Josef Starnecker vor dem Rosenkranz ins Messgewand. Das Motiv ist Sieger in der Kategorie Bayern Land und Leute im Wettbewerb Pressefoto Bayern 2016, das am 06.12.2016 vom Bayerischen Journalisten-Verband verliehen wurde.Für sein Bild ‘Herzkammerl’ aus der Altöttinger Gnadenkapelle wurde Sebastian Beck beim   Wettbewerb ‘Pressefoto Bayern’ in der Kategorie ‘Land & Leute’ ausgezeichnet. © Sebastian Beck   

Als Kamera benutze ich für Reportagen hauptsächlich die Leica Q; sie ist klein, leise und extrem scharf. Bei Portraits setze ich auf Nikon und Objektive aus der Sigma Art Serie, neuerdings ziehe ich dafür mit einem mobilen Studio durch die Gegend, das man zur Not auch mitten im Bayerischen Wald aufbauen kann. Demnächst werde ich damit beim Schnupfer-Xare in Lohberghütte vorbeischauen. Der Mann sieht so aus, wie er heißt. Er ist ein Unikum – und hoffentlich bald mit Text und Bild in der SZ.”

Wir freuen uns schon auf den Schnupfer-Xare und weitere Bilder von Sebastian Beck!

Alle Reportagen und Bilder von Sebastian Beck finden Sie in unserer Datenbank. Hier ein Vorgeschmack:

In der Zisterzienserabtei im oberpfälzischen Waldsassen leben heute noch knapp ein Dutzend Nonnen.Nonne im Kloster Waldsassen, 2015 © Sebastian Beck  

Im Gasthaus Bimesmeier in Kößlarn im Rottal, Niederbayern, haben sich einige Gäste zu einer Partie Schafkopf zusammengefunden.Kartenspieler in Kößlarn, 2017 © Sebastian Beck  

Ein Mitglied des FC-Bayern-Fanclubs "Red Bulls Taubenbach" überquert, von der Jahreshauptversammlung des Clubs kommend, das Gasthaus "Pechaigner" in Noppling im Rottal, Niederbayern.Nach der Jahreshauptversammlung des FC Bayern-Fanclubs ‘Red Bulls Taubenbach’ im Gasthaus    Pechaigner in Noppling, 2017 © Sebastian Beck  

Erich Bittner, genannt Helmi, steht bei jedem Heimspiel des TSV 1860 München in der Westkurve des Grünwalder Stadions und trommelt.Löwen-Kultfan Erich ‘Helmi’ Bittner, 2017 © Sebastian Beck  

Fahrzeugweihe bei der Freiwilligen Feuerwehr Eggstetten im Rottal, Niederbayern.Fahrzeugweihe bei der Freiwilligen Feuerwehr Eggstetten im Rottal, 2017 © Sebastian Beck  

Nur einige Windkraftanlagen stehen auf den weiten Feldern in der Nähe der oberfränkischen Ortschaft Mödlareuth nahe der thüringischen Grenze.Windkraftanlagen bei Mödlareuth, 2015 © Sebastian Beck  

Update, 3. September 2019
Mittlerweile hat Sebastian Beck einen Bildband mit seinen schönsten Bildern herausgebracht. Zeitlang heißt das Buch (erhältlich im SZ Shop), zu dem es im Sommer 2019 auch eine erfolgreiche Ausstellung in Burghausen gab.

Ans Licht geholt: Thomas Hesterberg

Thomas Hesterberg bei SZ PhotoDer Fotograf hinter der Kamera (1968) und Bilder aus seinem Werk © Thomas Hesterberg  

Wer war der Fotograf, der 1967 das legendäre Foto der Kommune 1 machte? 50 Jahre nach dem Enstehen des K1-Fotos beschäftigte sich die Süddeutsche Zeitung am 17. Juni 2017 in einem ganzseitigen Artikel mit dem Fotografen Thomas Hesterberg. Süddeutsche Zeitung Photo vermarktet das Magnum Opus von Hesterberg seit vielen Jahren exklusiv. Anlässlich der Jahrestage rund um die Kommune 1 und die 68er-Bewegung haben wir nun bisher weitgehend unveröffentlichte Bilder des Fotografen erschlossen und “ans Licht geholt”.

Thomas Christian Hesto Hesterberg wurde am 4. Dezember 1936 in Berlin-Charlottenburg geboren. Er stammte aus einer Künstlerfamilie, sein Vater war Kunstmaler, seine Tante Trude Hesterberg seit der Weimarer Republik eine berühmte Schauspielerin und Sängerin. Nach dem Krieg besuchte Thomas Hesterberg das Internat Burg Nordeck in Hessen. Mit 16 wurde er für ein Austauschstipendium in Kalifornien ausgewählt. Anschließend zog es ihn nach München, wo er Kontakt zu berühmt-berüchtigten und schrillen Größen der Schwabinger Künstlerszene pflegte und sich erstmals selbst künstlerisch betätigte. Auf Treffen der Künstlergruppe SPUR und bei der Situationistischen Internationalen lernte er einige Jahre später – Anfang der 60er Jahre – auch den späteren Chef-Provokateur der Kommune 1 und ewigen Revoluzzer Dieter Kunzelmann kennen.

Nach einem Gastspiel in Hamburg studierte Hesterberg zwischenzeitlich in Berlin Amerikanistik, Germanistik und Religionswissenschaften. In Berlin entdeckte Hesterberg das Prinzip Collage als “adäquate Form der ästhetischen Äußerung” für sich und kombinierte Fotos, Texte, Malereien. Aktfotografien ziehen sich durch sein komplettes künstlerisches Schaffen. Mit Rosa von Praunheim betrieb er in Berlin am Savignyplatz sogar kurzzeitig eine Kellergalerie mit dem Namen “Galerie Klo” – “Ein totales Fiasko. Aber lustig”, urteilte Hesterberg in der Rückschau.

“So ging es dann weiter mit Ausbrüchen und Aussetzern, mit Abschweifungen und Ausschweifungen und längeren Tramp-Fahrten, da war man schon mal Tellerwäscher in Stockholm, war Fremdenführer in Istanbul oder Paris, so wie viel früher mal Kupferstichkolorist in Wien und viel später mal Hausmeister in Tanger…”, so skizziert Thomas Hesterberg sein unstetes und aufregendes Leben, eine ewige Suche nach künstlerischer Inspiration.

Ein klassischer Pressefotograf war Thomas Hesterberg in all den Jahren nie. Mitte der 60er hatte er sich eine Rollei zugelegt, er fotografierte Straßenszenen in Berlin sowie Freunde und Künstler in seinem Umfeld, viele davon namhaft. Berliner Künstler wie Friedrich Schröder-Sonnenstern oder Jack Bilbo standen vor seiner Linse, SDS-Wortführer Rudi Dutschke begleitete er beim Familieneinkauf im Feinkostladen. “Ich habe von Anfang an keine Auftragsarbeiten angenommen”, schreibt Hesterberg, aber “Konkret, Stern, Die Zeit, Spiegel oder irgendwelche kurzlebigen Untergrundpublikationen und Anarchoblätter ebenso wie künstlerisch orientierte Buchverlage veröffentlichten mich ab und zu.”

Rudi Dutschke beim Einkaufen, 1968Ganz bürgerlich: Dutschke beim Einkaufen und vor seinem Haus, 1968 © Thomas Hesterberg  

Durch Kunzelmann hatte Hesterberg besten Kontakt zur Kommune 1 und so kam es, dass er im Juni 1967 in der Kaiser-Friedrich-Straße 54a seine Idee des kollektiven Rückenakts mit den K1-Mitgliedern umsetzte und damit eine spektakuläre Fotoikone der deutschen Zeitgeschichte schaffen sollte. Die ganze Geschichte zum K1-Foto von Thomas Hesterberg finden Sie ebenfalls in unserem Blog – mit weiteren unveröffentlichten Bildern.

Mitglieder der Kommune 1 nach Entstehen des berühmten Kommune-1-Nacktbildes, 1967Die Kommunarden ziehen sich nach dem Nacktfoto schnell wieder an © Thomas Hesterberg  

Hesterberg war im geschichtsträchtigen Sommer 1967 fast immer dabei und fotografierte viele der turbulenten Ereignisse: die gewaltsamen Proteste nach dem Tod von Benno Ohnesorg oder die Demonstrationen für die Freilassung von Fritz Teufel vor dem Schöneberger Rathaus. “Man spürt die Nähe zu den Akteuren, die der damals 30-jährige Berliner bei seinen Streifzügen durch seine geteilte Stadt begleitete, als eine Art Chronist der Protestbewegung”, so beschreibt Christian Mayer in der Süddeutschen Zeitung den Fotografen und seine Bilder aus den späten 60er Jahren. “Er konnte einfach sehr gut mit Leuten umgehen, und die haben ihm dann vertraut”, erzählt seine Frau Lisa Rheingans.

Demonstration gegen Polizeigewalt, 1967Proteste gegen die Polizeigewalt nach dem 2. Juni 1967 © Thomas Hesterberg  

Dutschke auf Demo gegen Polizeigewalt, Demonstrant wird festgenommen, 1967Dutschke auf einer Demo, ein Demonstrant wird verhaftet, Berlin, 1967 © Thomas Hesterberg  

Demonstration für die Freilassung von Fritz Teufel, 1967Proteste für die Freilassung von Fritz Teufel in Berlin, 1967 © Thomas Hesterberg  

Der wortgewandte Hesterberg fasst seine Erfahrungen in der wilden Zeit der 68er folgendermaßen zusammen: “Ich hatte das ‘Don’t trust anyone over thirty’-Alter erreicht… Ja, 1967/1968/1969, das waren Jahre der Transition, euphemistisch gesprochen: die Jahre der Konsolidierung – it was a time for change –, was danach kam ist ja geradezu ‘seriös’ zu nennen…”

Hesterberg ging nach Köln, um dort für den Kölner Stadt-Anzeiger seriös als Film- und Kunstkritiker zu schreiben. Künstlerisch blieb er der Collage treu, fertigte u.a. „paroxystische Postkarten“ an. Fotografisch konzentriert er sich auf sein persönliches Umfeld, aber auch auf Filmschaffende, wie Schlöndorff, Fassbinder oder Dietl, sowie auf Musiker- und Konzertaufnahmen, allen voran von den Kölner Krautrockern Can um den kürzlich verstorbenen Drummer Jaki Liebezeit.

Hesterberg bleibt bis zum Schluss bestens vernetzt in der Kölner Künstlerszene, macht Ausstellungen – später sogar in Bangkok und Taipeh – und arbeitet an Filmproduktionen mit.

Auf die Frage, ob er noch einmal denselben Weg wählen würde, antwortet Hesterberg: “Man schwimmt nie zweimal durch den gleichen Fluss – heißt es schon in einem alten Sanskrit-Text – und ähnlich bei Heraklit. Trotzdem: Die hypothetische Antwort auf die hypothetische Frage ist: Ja – besonders, weil man in diesem Fall eine eindeutige Wahl hat. Der Unterschied wäre nur: Jetzt kennt man nicht bloß den Weg, sondern auch die Hauptstraße – und neben den Sackgassen auch die Abkürzungen und den Freeway.”

Thomas Hesterberg verstarb im Jahr 2011.

Exklusiv bei SZ Photo finden Sie ab jetzt neue, bisher weitgehend unveröffentlichte zeithistorische Bilder von Thomas Hesterberg.

Das Bildarchiv von Thomas Hesterberg wird von uns nach und nach weiter erschlossen, digitalisiert und zur Lizenzierung angeboten.

Hier weitere Bilder aus seinem Portfolio:

Ein Demonstrant widersetzt sich einem Polizisten auf einer Demonstration des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in Berlin anlässlich des Berlin-Besuchs von US-Präsident Richard Nixon.

Demonstrationen gegen den Berlin-Besuch von US-Präsident Nixon, 1969 © Thomas Hesterberg  

Ein mutmaßlicher Demonstrant beobachtet Polizisten, die eine Kundgebung des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) in Berlin anlässlich des Berlin - Besuchs von US - Präsident Richard Nixon.

Demonstrant und Polizeiaufgebot bei den Protesten gegen Nixon © Thomas Hesterberg  

Ein Teilnehmer einer Demonstration des SDS (Sozialistischer Deutscher Studentenbund) anlässlich des Deutschland-Besuches von Richard Nixon in Berlin wischt sich mit einem Taschentuch Blut aus dem Gesicht.

Verletzter Demonstrant bei den Protesten gegen den Nixon-Besuch © Thomas Hesterberg  

Joseph Beuys bei einer Aktion. Das Happening mit dem Titel 'Klavierspiel nach Sauerkraut auf dem Notenhalter' war ein Protest gegen die Polizeirepressionen anlässlich des Berlin-Besuches des US-Präsidenten Richard Nixon.

Joseph Beuys bei einem Happening gegen den Nixon in Berlin, 1969 © Thomas Hesterberg 

Dieter Kunzelmann war einer der Mitbegründer der Kommune 1, Kopf der Terrorgruppe Tupamaros West-Berlin und später Abgeordneter der Alternativen Liste im Berliner Abgeordnetenhaus.

Dieter Kunzelmann nach dem Enstehen des K1-Fotos, 1967 © Thomas Hesterberg